Haarlem -Brügge Tag 7 - 9
7. Tag
Von Haarlem geht es heute nach Brielle. Gut 90 km sind es am Ende des Tages. Es ist ein abwechslungsreicher Tag. Ich komme durch niedliche Ortschaften und kleine Städte. Wie immer ist alles bestens ausgeschildert und fast mühelos finde ich meinen Weg. Die Landschaft ist so eben noch naja. Eben holländisch. Grade Straßen, wenig Abwechslung, aber immer viel Wind - meistens von vorne. Ich fahre immer im Eco-Modus um für alle Fälle anzukommen. Erst auf den letzten km und bei starken Steigungen gehe ich in den Tour-Modus. Starke Steigungen in Holland - Naja ! Aber die Taktik ist ganz gut. So kommt man, wenn nicht nur der Accu sondern auch die eigene Batterie sich dem Ende neigt, ganz gut zurecht.
Die sehr schönen Städte Alkmaar ( mit Käsemarkt und eine der ältesten Universitätsstaädte der Welt, Leiden, habe ich mir in Ruhe angeguckt. Zwischendurch gab es Kibbeling mit Pommes und Salätchen in Delft. Ein entspannter Tag, bis auf der Route plötzlich eine Fahrradseilfäre auftauchte. Toll dachte ich mir, das nehme ich mal mit: Schon die Zufahrt zur Fährewar viel zu eng und schwierig. Ich zog die Fähre per Handbetrieb rüber und studierte nebenbei die Bedienungsanleitung. Die Fähre kam an und rastete hörbar ein. Ich sichete sie noch einseitig mit Karabiner und Kette und schob mein Fahrrad auf die Fähre. In dem Moment wo Vorderrad mit viel Gepäck auf der Fähre war löste sich die Arretierung und die Fähre strebte dem anderen Ufer zu. ich sprang reflexartig aufs Festland und mein Fahrrad versank vormeinen Aufgen im Kanal. Ich bekam es so grade noch am Sattel zu fassen und schaffte es, keine Ahnung wie, irgendwie zum Anleger zu ziehen. Lenketasche , Handy, und die vorderen Lowrider Taschen hingen noch im Wasser. Ich habs dann geschafft alles wieder an Lnd zu bekommen. Zum Glück war der Motor nicht unter Wasser. Mir schlotterten die Knie und mein Puls lief Amok. Ich habe 10 Minuten gebraucht um mch zu beruhigen und 5 km später habe ich mich erstmal auf eine Bank gesetzt und habe tief durchgeatmet. So ein Scheiß. Ich hab mich hinterher über mich selbst geärgert, weil der ganze Mist vollkommen unnötig war, weil 2 km weiter eine bequeme Brücke den Kanal überwand. Immerhin riechen meine Klamotten jetzt nach holländischen Kanalwasser. Die Fähre über den Noordzeekanal habe ich dadurch knapp verpaßt. Egal. Am frühen Abend habe ich dan Brielle erreicht. Die Stadt ist toll, das Hotel de Zaal eher nicht. Abgeranzt, Bad und WC auf den Flur und total aus der Zeit gefallen. Noch schlimmer war das Essen im Lotus am Abend. Übel, was die Holländer sich da für viel Geld gefallen lassen. Ich hab das dem Kellner auch hinterher gesagt. Ein blöder Tag endete in der Bar, bei gutem Buch und frischen Bavaria vom Fass.
8. Tag Brielle - Middelburg
Auf einen Scheißtag folgt immer ein Nochmehrscheißtag. Die Wetterprognose war schon heftig, die Realität war noch schlimmer. Ich hatte 75 km vor der Nase und die Wettervorhersage war ernüchternd. 100 % Regen, dazu strammer Wind aus Nordwest und heftigste Niederschläge an einigen Orten. Ich bin, und das muß man wissen, die Aussenroute gefahren. Das heißt , kein Baum kein Strauch, Meer - Strand - ich - Deich. Ich machs kurz. Ich habe mich entschlossen, meine touristischen Ambitionen für diesen Tag ad acta zu legen. Stattdessen - Augen zu und durch -was bedeutet - keine lange Hose, weil die sowieso nass wird, Radlerhose plus Shorts, 2 Shirts und Regenjacke, Halstuch - Helm und Helmcover ( unterwegs vom Winde verweht). Ansonsten einfach drauf los, keine Pause, kein Stop, kein Kaffee - nass wirds sowieso. Ich hab das dann auch durchgezogen und mich über mich selbst gewundert. Ich muß ehrlich sagen, dass ich selten so an meine Grenzen gegangen bin wie an diesem Tag. Das war schon echt eine Härtetour. Am Morgen hatte ich noch kurz überlegt ob ich selbst bei einem der zahllosen Amazon prime Fahrer aufgebe und mich für 4,90 Euronen nach Middelburg fahren lasse. Ich bin aber kein Weichei !! Ich habs durchgezogen, aber das war schon sehr grenzwertig. Das kleine Loft, das ich gebucht hatte war dann auch noch sehr enttäuschend. Passte zu dem Tag. Ein Loch ohne Fenster und Tageslicht, kalt und überteuert. Da kam mir der Grieche am Abend ganz Recht, incl. 3 Ouzo. Middelburg ist übrigens ein wirklich schönes Städtchen. Geniessen konnte ich es nicht mehr an diesem Tag. Ich bin hundemüde um 10.00 Uhr ins Bett gefallen. Nicht ohne vorher noch eine satte halbe Stunde heiß geduscht zu haben. Irgendwie ist es aber trotzdem toll, sowas mal gemacht zu haben.
9. Tag Middelburg - Brügge
Heute war es etwas entspannter. Das Wetter zwar nicht warm aber über weite Strecken trocken. Lediglich in Damme ( Belgien) habe ich ein paar Tropfen abbekommen. Ich bin erst spät in die Gänge gekommen. Die Nacht war bescheiden, da im Appartement über mir eine Party gefeiert wurde, bin erst gegen zwei Uhr zu Ruhe gekommen. Das Haus war sehr hellhörig. Ich habe am morgen in aller Ruhe gepackt, zwei Espresso und einen Proteinriegel genascht und bin gegen 1/2 10 losgefahren. Ich wollte die Fähre 10:48 von Vlissingen nach Beerkens an Zee erreichen. Das hat dann auch geklappt. Sehr problemlose Abfertigung und nette Gespräche an Bord. In Beerkens hab ich mir dann noch ein Frühstück gegönnt und mich danach auf den Weg nach Brügge gemacht. Die Etappe heute, hatte ich bewusst kurz gewählt um genügend Zeit zu haben mir Brügge anzuschaun. Ich muß ehrlich sagen, das mich die vielen Touristen überfordert haben. Das ist schon heftig, wenn man den ganzen Tag so vor sich hinfährt, seinen Gedanken nachhängt und sich plötzlich mitten in einer touristischen Hochburg befindet. Die Stadt ist unglaublich spannend und es gibt sehr viel zu sehen. Wenn nur nicht so viele Menschen sich dort gleichzeitig aufhalten wüden. Touristen halt, bin ich ja auch ! Das Hotel, ein ehemaliges Campanile , war in Ordnung. Ich hatte nur das Pech, das mir beim abpacken des Rades der Fahrradständer abgebrochen ist. Nach einiger Suche nach Abhilfe, haben mir dann die Jungs von ´xtreme Bikes in Brugge weitergeholfen . Schnell, pragmatisch und kundenorientiert. Ich mag sowas. Günstig wars auch noch. Irgendwie habe ich ein Händchen dafür den schlechtesten Italiener der Ortes zu erwischen, so auch heute. ! Egal die Kohlenhydrate sind drin, 2 Glas Rotwein ( aus Mazedonien ) auch. Ein Lokal ohne Ehre - Carbonara mit Kochschinken !!!!!! Wein aus Mazedonien !!!!! Und Sambuca aus dem Sektkelch. Ich glaube es hackt. Ich geh jetzt ins Bett - Morgen radle ich nach Dünkirchen. Und Freitag gehts auf die Insel. Let´s go !


























Ich "verfolge" Dich mit Spannung, wünsche Dir weiterhin tolle Erfahrungen und Eindrücke und freue mich mit Dir auf die nächsten Etappen! LG Dein Gazetto
AntwortenLöschenLieber Roland, da hast Du ja schon einiges erlebt. Wir hoffen, deine Sachen können bald den Geruch des Kanalwassers abwerfen. Wenn Du hier die nächsten Stationen mitteilst, helfe ich Dir gerne mit ehrenvolleren Restaurantempfehlungen weiter ;-) Mazedonischer Rotwein beim Italiener... nicht zu fassen. Es kommen sicher bessere Tage. Liebe Grüße Heidi und Holger
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