Tag 10 - 12 Brügge - Canterbury

 10. Tag - heute geht es von Brügge nach Dünkirchen.












Ich habe mich für die Binnenroute über Dijsmuide und Veulne entschieden, da es heute doch recht stark weht und Wind hatte ich wahrlich genug in den letzen Tagen. Trotzdem war es eine heftige Tour mit viel Verkehr und teils komplizierten Ortsdurchfahrten. Leider war auch viel Kopfsteinpflaster dabei und die Ausschilderung war etwas gewöhnungsbedürftig. Überrascht haben mich die kleinen Ortschaften wie z.Bsp. Ichegem und später Dijksmuide. Besonders Dijksmuide hatte ich gar nicht auf dem Zettel. Sehr beeindruckender Marktpaltz neben Beguinenkloster und Kirche. Der  Croque Monsieur war zwar etwas missglückt, aber bei all den kulinarischen Katastrohen, die ich bisher erlebt habe, war das fast schon ein Highlight. Veulne überraschte mit wirklich tollen Themenpark und einem Markt, der schöner nicht sein könnte. Irgendwann war dann Meeresluft spürbar. Möwen tauschten den Platz mit Dohlen und Krähen und es tauchten rechterhand Dünen auf. Ich hab dann mal versucht mich durch die Dünen zu schlagen, hab aber noch kein Meer gefunden. Ein paar km weiter, schon in Frankreich war das dann einfacher. Vorher aber noch einen Cafe americane und einen Flan und dann Strandsicht. Soweit das Auge reicht. Kaum zu glauben, welche Tragödien sich hier 1940 abgespielt haben. Noch ein paar km weiter hatte ich Dünkirchen erreicht. Die Navigation durch die Stadt war eher schwierig, obwohl der Radweg gut ausgebaut war.Aber viele Baustellen, machten es schwierig. In der Straße meines Hotels angekommen, das nächste Problem : wo ist diese Hotel ? Ich bin die Straße dreimal auf und ab gefahren. Bis ich schließlich an einem vergittertem Tor ein kleines Schild sah. Das hatte mit den Fotos auf Booking.com so gar nichts zu tun. Ich war etwas konsterniert. Doch nach behertztem Klingeln bekam ich ein Einlass in ein kleines Hinterhofgartenparadies. Tolle Concierge, großes Zimmer. Alles bestens. Nach 80 km hatte ich mir das auch verdienst. Abends bin ich dann noch zum Hafen und hab mir den Belfried angesehen. Ein guter Tag.

11. Tag  Dünkirchen - Dünkirchen-Loon - Fährhafen - Dover - Canterbury










Bin früh aufgestanden und habe nochmal in Ruhe mein Gepäck kontrolliert und teilweise umgepackt. Nach Croissantfrühstück und viel Kaffee bin ich dann kurzbehost und ansonsten regendicht verschnürt Richtung Hafen aufgebrochen. Das sind nur 18 km, aber die hatten es in sich. Gegenwind - Regen - nur 9 grad. Ich hatte vorher alles gebucht. Das war auch gut so. Denn die letzten km , auf freier Pläne, vollkommen ungeschützt waren heftig. Die Abfertigung ging flott und auch die Passkontrolle für UK, war problemlos, begleitet von netten Worten und leisem Beifall vom Zollpersonal ! In der DFDS-Abfertigungshallee konnte ich mich ein wenig aufwärmen und traf hier Tom und Atieno und Heike und Rolf. Interessante Menschen, interessante Lebensentwürfe - wenn auch mit anderen Ansichten. Gute Gespräche vor der Abfahrt und an Bord. Meine Lebenserfahrung hilft mir ( auch wenn das nicht immer gelingt ) nicht alles auf die Goldwaage zu legen, verbunden mit dem Wissen, dass das Leben nicht halb so kompliziert ist, wie es scheint. Und vor allem, dass ich niemanden ändern muss! Schon gar nicht wegen ergänzenden Pillen und dem Krönchen. Soll jeder nach seiner Facon glücklich werden, solange er der Allgemeinheit nicht zur Last fällt. So isses - Ganz einfach. In Dover angekommen, trennten sich unsere Wege. Wir Radfahrer fuhren noch gemeinsam aus dem Hafengebiet ( übrigens perfekt ausgewiesen - man muss es nur sehen ) - Ja, ja - follow the red Line !  -und das auch noch links. Hat aber dann doch geklappt.

An der Promenade haben wir uns verabschiedet und ich hab mich auf den Weg nach Canterbury gemacht. Das war eine windige und heftige Tour. Gegen 14:00 Uhr - hab ich dann meine erste Bergetappe angetreten und musste schon nach 500 metern aus dem Sattel trotz voller Motorkraft. Es ging also ziemlich steil bergauf und ich kam ziemlich ins pusten. nach gut 20 Minuten hatte ich den Pik erreicht und bin dann durch die herrliche Heckenlandschaft Südenglands geradelt. Der Wind war heftig, aber dank der Hecken und Knicks war ich gut geschützt unterwegs. Ein tolles Erlebnis auf  heckenumstandenen Straßen, grade breit genug für ein Auto, zu fahren. In Canterbury angekommen, war ich zunächst etwas überfordert. Links zu fahren, bei vollem Verkehr und one Radweg ist schon was anderes. Ich habs überlebt und ein tolles Hotel gefunden. Ich bleibe hier drei Tage, spanne ein wenig aus und schaue mir nun in Ruhe Canterbury an. Hübsche Stadt! Essen im Weavers zusammen mit erlauchten Rittern und Erbsen an totfrittiertem Fisch! Trotzdem - ein spannender Tag mit guten Gesprächen!

12. Tag - Canterbury




















Heute bin ich zu Fuß gegangen und habe mir gründlichst Canterbury angesehen. 23 km sind es am Ende des Tages. Was für eine tolle Stadt. Für die Kathedrale habe ich 15£ Eintritt bezahl plus 5 £ Infotainement. Das hat sich aber gelohnt. Vier Stunden habe ich in der Kathedrale verbracht und bin begeistert, ergriffen und um einiges schlauer. Soviel Geschichte, soviele Geschichten und diese unglaubliche Architektur! Eine Kirche auf drei Ebenen, riesig mit einem Lichtspiel, das niemanden kalt lässt! Wahnsinn! Ich hatte dann noch das Glück, das der Organist geprobt und der Jugendchor geübt hat! Ehrlich, da bleibt kein Auge trocken. Ein schöner Tag ! Und jetzt, am Abend, ESC in der Lobby eines englischen Hotels, Live-TV ohne Ton, gestreamtem Klang von WDR4, australischem Bier und desinteressierten schottischen Rentnern. Kannste Dir nicht ausdenken. Morgen London - wenn der Bahnstreik vorbei sein sollte. Sonst eben nicht! Schön isses auf der Welt zu sein!

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