Tag 13 - 15 Canterbury - Hastings - Brighton on Hove

 13. Tag Canterbury

 

Es ist Sonntag und ich wollte heute eigentlich nach London fahren. Leider war die Situation wegen des Bahnstreiks unklar und an der Busstation sagte man mir, dass das ganze in einen Bummelstreik übergegangen ist. Das war mir zu unsicher. Nachher wäre ich vielleicht noch in Lando hängengeblieben. Also habe ich mich vormittags an den Blog gemacht und ein wenig geschriben um mich dann gegen Mittag auf den Weg nach Whitstable zu machen. Das Wetter war gerade richtig dafür und der Radweg nach Whitstable war wunderschön. Zwischendurch hatte ich einen wunderschönen Blick auf Canterbury und die Kathedrale. Whitstable war wegen des Sonntags total überlaufen und, nebenbei gesagt, auch ganz schön schäbig. Der Ort hat aber jede Menge Potenzial, kleine Gassen, jede Menge Wasser und hübsche Bausubstanz. Aber was hilfts, wenn der Blick dafür fehlt. So habe ich mich wieder auf den Rückweg gemacht, nicht ohne mich für den Abend mit Tom und Atieno zu verabreden. Wir hatten ein tolles Treffen und angeregte Gespräche, nebenbei noch etwas Sightseeing und am Ende ein guter Italiener. Wir haben geplaudert und ( unter anderem ) über unsere Reise und die Beweggründe dafür, gesprochen. Ein netter Abend. Nun trennen sich aber unsere Wege. Schön war's.

14. Tag Canterbury - Hastings

Nach reichhaltigem Frühstück, englisch und ohne Bohnen, habe ich in aller Seelen Ruhe gepackt und bin so gegen 10:00 Uhr in Richtung Hastings .Heute war es eine echte Herausforderung. 82 km und über 7 Stunden im Sattel! 590 Meter rauf und 570 Meter runter. Bis 14 % Steigung gemeistert und geschoben und 47 km/Std schnell wieder runter. Alles war dabei heute, einsame Wälder, belebte Städte und herrliche Landschaft. Von Canterbury fuhr ich über Wye und Ashford über Applecombe zunächst bis Rye, das Städtchen habe ich mir näher angeschaut und weiter nach Hastings! Eigentlich bin ich ganz entspannt unterwegs gewesen, bis kurz vor Hastings, da ging’s unvermittelt steil rauf, von 0 auf 160 auf 1,4 km! Da half auch der E-Motor nicht mehr. Schieben war angesagt! Gut 60 kg den Berg raufschieben, hatte ich mir leichter vorgestellt. Egal, die tolle Landschaft entschädigt für so manche Quälerei! Schön isses trotzdem. Hab mir heut ein Sandwich gegönnt, mit allem! Müde bin ich, schon im Bett! Das Hotel heute war auch was ganz besonders. Ein uraltes BandB, ziemlich schäbig, aber freundliche Menschen. wenn auch später etwas betrunken. Heute Abend gab es noch Kebab und ein Bier aus Tschechien. Ansonsten habe ich wenig vorrausgedacht und geplant und schonmal zwei Tage im Vorraus gebucht. Wollte ich eigentlich nicht, ist aber unausweichlich bei den Preisen hier. Ausserdem muß ich meine Route ein wenig im Blick haben wegen der Steigungen. Mehr wie 70 km sind nicht drin und da muß ich schon mit dem Strom haushalten. In den letzten Tagen war es zweimal knapp. Hastings ist übrigens ein wenig enttäuschend. Teilweis sehr heruntergekommen. Die Bausubstanz ist vielfach am Ende und dem Verfall Preis gegeben. Sowas hab ich in dem Ausmaß noch nicht gesehn. Heftig!

15. Tag Hastings - Brighton on Hove

Ich habe heute England von hinten gesehen. Ich bin durch Stadtteile von Hastings, Bexhill und Brighton gekommen, die bestenfalls Slums sind. Die Strassen sind in einem ehrbarmungswürdigen Zustand. Man sieht das soziale Elend mit bloßem Auge. Müllberge, in den Gräben Einkaufswagen. Und, ich hab sowas schon ewig nicht mehr gesehen: Offensichtliche Not. Man mag gar nicht hinschauen. Was ist nur in diesem Land passiert. Was man auch sieht sind Enclaven, abgesperrte Bereiche, umzäunt mit Golfplatz und Yachthafen für Besserverdienende, streng bewacht. Und Schlaglöcher, so tief, dass man drin schwimmen könnte. Verwahrlost! Abgehängt. Nur so viel, wir wissen nicht zu schätzen, wie gut es uns geht und wie gut unser Gemeinwesen funktioniert.!

Die Tour heute war sehr anspruchsvoll! Zwar nur knapp 70 km, aber die hatten es in sich! Eigentlich war ich froh, die National Cyclingroute Nr 2 erreicht zu haben, aber die iist eine Katastrophe, schlecht ausgeschildert, teilweise ungeeignet, einfach weg oder schlichtweg besch….. ! Eine Schande ist das. Einige Wege eignen sich auch nur für Mountainbikes, ander enden einfach im Nirvana und man muß sehen, wie man weiterkommt.

Überhaupt sind die Radwege, auch vom Belag her streckenweise unmöglich. Ich musste oft improvisieren und bin zweimal, ausgerechnet bei den härtesten Steigungen auf stark befahren Hautstrassen gelandet. mit letztem Saft nach 12 % Steigung angekommen und dann mit 50 Sachen den Berg runter, immer aufpassend, dass man kein Schlagloch erwischt. Von Rücksichtnahme war auch nicht zu spüren. Egal Krone richten, weiter gehts!

Bin heute von Hastings, St. Leonards, Bexhill und Eastbourne über Seaford, Newhaven, Saltdean nach Brighton. Die teils neue Promenadeunten am Meer und damit vor en Kalkfelsen hat es rausgehauen! Leider fehlte hier noch die Beschilderung für die NCR2, sodass ich zweimal, völlig nnötig den Berg wieder rauf fahren mußte. In Brighton sehr viel Trubel und ein nettes Gespräch mit einem Busfahrer von Tütjers Reisen aus Elisabethfehn ! Unterkunft in einem Hotel mit Onlinerezeption. Zimmer ok, aber im 4. Stock. Sehr hellhörig, Nebenan werden grade Kinder gemacht. Schön isses auf der Welt!